Lungenkrebs: Häufig, tödlich – und noch immer unterschätzt

Wien (OTS) – Zum Weltlungenkrebstag am 1. August lenkt das KLI für
Lungenforschung
an der Wiener Klinik Floridsdorf den Blick auf die Bedeutung von
Aufklärung, Forschung und gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit
Lungenkrebs. Jährlich erkranken in Österreich rund 4.800 Menschen neu
an Lungenkrebs. Etwa 4.000 sterben daran. Damit ist Lungenkrebs für
rund ein Viertel aller Krebs-Todesfälle verantwortlich. Die
Erkrankung wird häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium
entdeckt, was die Behandlung erschwert und die Prognose
verschlechtert.

„Viele Symptome sind unspezifisch, frühe Stadien verlaufen oft
still. Gleichzeitig gibt es keine breite Struktur für
Lungenkrebsfrüherkennung, wie es etwa für Brustkrebs längst Standard
ist“, erklärt OA Dr. Maximilian Hochmair, Leiter der pneumo-
onkologischen Ambulanz und Tagesklinik der Klinik Floridsdorf. Das
führt dazu, dass Betroffene oft erst in einem späten Stadium
behandelt werden – zwar mit modernsten Methoden, die dann jedoch
meist nicht auf Heilung, sondern auf Kontrolle des Tumors und Erhalt
der Lebensqualität ausgerichtet sind.

Zwtl.: Risikofaktoren kennen und benennen

Rauchen bleibt der mit Abstand bedeutendste Risikofaktor für
Lungenkrebs. Auch wenn die Zahl der Rauchenden in Österreich
zeitweise rückläufig war, ist sie zuletzt wieder gestiegen – ebenso
wie der Konsum alternativer Nikotinprodukte wie E-Zigaretten,
Verdampfer oder erhitztem Tabak. Diese werden häufig als „weniger
schädlich“ wahrgenommen, tragen aber ebenfalls zur Gesamtbelastung
durch Nikotinkonsum und andere inhalative Schadstoffe bei. Darüber
hinaus gibt es weitere relevante Risikofaktoren: Dazu zählen etwa
zunehmend die Belastung durch Luftschadstoffe wie Feinstaub und
Stickoxide, berufliche Exposition gegenüber Karzinogenen wie Asbest,
Quarz- oder Metallschwebstoffen, Nebenerkrankungen wie COPD sowie
genetische Prädispositionen. Auch Menschen ohne bekannte
Risikofaktoren können erkranken.

Das verbreitete Bild vom „selbst verschuldeten Lungenkrebs“
greift daher zu kurz – und trägt zur Stigmatisierung bei. Dieses
Stigma erschwert die offene Auseinandersetzung mit Risikofaktoren,
beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung und die Bereitschaft zur
aktiven Auseinandersetzung mit der Erkrankung, schwächt die
politische Bereitschaft für Früherkennungsprogramme.

„Wir brauchen eine neue Erzählung über Lungenkrebs –
wissenschaftlich fundiert, sozial gerecht und frei von
Schuldzuweisungen“, weiß Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour,
Leiter des KLI für Lungenforschung und der Abteilung für Innere
Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf. „Dazu gehört auch
eine differenzierte Diskussion über Prävention und Früherkennung
einschließlich einer evidenzbasierten Auseinandersetzung mit allen
Formen des Nikotinkonsums sowie weiteren Risikofaktoren wie
Luftschadstoffen, beruflicher Belastung, Vorerkrankungen und
genetischer Prädisposition.“

Zwtl.: Forschung bringt Fortschritt – mit Wirkung in der Praxis

In den letzten Jahren haben neue Diagnoseverfahren und innovative
Therapien – etwa zielgerichtete Medikamente oder Immuntherapien – die
Behandlungsmöglichkeiten bei Lungenkrebs deutlich erweitert. Viele
dieser Entwicklungen finden heute bereits Eingang in die Versorgung
und verbessern die Prognose von Patient:innen. Eine zentrale Rolle
spielt dabei die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und
Klinik, die am Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung an der
Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf
täglich gelebt wird. Forschung und Versorgung sind hier nicht
getrennte Bereiche, sondern eng kooperierende Partner im gemeinsamen
Ziel, die Behandlung der Patient:innen kontinuierlich zu verbessern
und die Therapieoptionen zu erweitern.

„Ein besonderer Fokus unseres Zentrums liegt einerseits natürlich
auf der medizinisch-wissenschaftlichen Forschung, im Rahmen derer wir
aktuell etwas über 100 Lungenkrebs-Patient:innen in klinischen
Studien betreuen. Andererseits ist uns auch die medizinische
Wissensvermittlung ein Anliegen. Mehrmals jährlich bereiten wir
deshalb die neuesten Forschungsergebnisse auf und geben sie im Rahmen
interaktiver, praxisnaher Fortbildungsveranstaltungen an ein
nationales wie internationales Fachpublikum weiter. So schaffen wir
eine direkte Verbindung zwischen Forschung und Versorgung und
versuchen nachhaltig die Qualität der medizinischen Praxis zu
stärken“, erklärt Valipour.

Zwtl.: Gemeinsam für mehr Aufmerksamkeit und besseren Zugang

Lungenkrebs dürfe nicht länger im Schatten anderer Erkrankungen
stehen. Der Weltlungenkrebstag erinnert uns daran, wie wichtig es
ist, Bewusstsein zu schaffen, Zugang zu verbessern und Forschung
konsequent mit Versorgung zu verbinden.