Wien (OTS) – Die HOSI Wien reagiert mit Entsetzen auf jüngste
Aussagen von
Familienministerin Claudia Plakolm in einem Interview, in dem sie
eine Altersgrenze von 25 Jahren für geschlechtsangleichende Maßnahmen
ins Spiel bringt.
„Es ist erschütternd, mit welcher Kaltblütigkeit Frau Plakolm
über die Grundrechte von transgender Personen spricht.
Geschlechtsangleichende Maßnahmen sind keine Frage ideologischer
Meinung, sondern eine medizinische Entscheidung, getroffen von
Fachärzt*innen gemeinsam mit den Betroffenen, auf Basis sorgfältiger
Diagnostik, mehrerer Gutachten und Begleitung. Das passiert nicht
zwischen Tür und Angel, wie Frau Plakolm zu glauben scheint. Wenn die
Familienministerin meint, eine Transition sei mit einem Tattoo nicht
vergleichbar, dann hat sie recht. Allerdings nicht so, wie sie
glaubt: Der Leidensdruck ist für viele transgender Personen ohne
Behandlung so hoch, dass er immer wieder buchstäblich zur
Überlebensfrage wird. Bei so ernsten Themen mit Halbwahrheiten
Stimmung zu machen, mag in der Regierung Trump üblich sein, aber
einer Ministerin in Österreich ist das unwürdig“, so Ann-Sophie Otte,
Obfrau der HOSI Wien.
Die HOSI Wien weist zudem darauf hin, dass eine Altersgrenze von
25 Jahren einen massiven Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht und
die medizinische Versorgung von trans Personen bedeuten würde,
entgegen aller internationalen Standards, Empfehlungen und
Rechtslagen, etwa der WHO oder auch der Europäischen
Menschenrechtskonvention.
„Plakolm selbst ist übrigens mit 22 erstmals in den Nationalrat
eingezogen und hat dort über Gesetze für neun Millionen Menschen
mitentschieden. Nun spricht sie erwachsenen Menschen die Fähigkeit
ab, selbstbestimmt über ihren Körper und ihre Identität zu
entscheiden, während ihr in diesem Alter das Vertrauen geschenkt
wird, zu wählen, Verträge zu schließen oder Kinder großzuziehen. Das
ist nicht nur widersprüchlich, sondern tief entlarvend“, betont Otte.
„Frau Plakolm sollte sich fragen, ob sie allen jungen Menschen in
Österreich die Mündigkeit absprechen möchte oder ob diese geistige
Entmündigung exklusiv transgender Personen gilt. Eine derartige
Haltung ist nicht nur diskriminierend, sondern gefährlich“, so Otte
abschließend.
Die HOSI Wien fordert die Bundesregierung auf, sich klar von
diesen Aussagen zu distanzieren und endlich Verantwortung für den
Schutz und die Rechte junger trans Menschen zu übernehmen, anstatt
sie zum Spielball ideologischer Debatten zu machen.