Luft- und Raumfahrtindustrie: Anzeichen für stabilere Lieferketten – finanzielle Unterstützung der Unternehmen in der Lieferkette bleibt e

München (OTS) – München (ots)

– Trotz stabilerer Lieferketten erleben zwei von drei befragten
Unternehmen weiterhin Störungen

– Unternehmen müssen widerstandsfähiger werden, da Zölle,
Handelskriege und Cyberangriffe neue Herausforderungen schaffen

– Zielgerichtete finanzielle Unterstützung ist für 50 Prozent der
Zulieferer entscheidend, um die Ziele des aktuellen
Produktionshochlaufs zu erreichen

Die Lieferketten der globalen Luft- und Raumfahrtindustrie waren
über Jahre hinweg beeinträchtigt. Der aktuelle Aerospace Supply Chain
Resilience Report 2025, veröffentlicht von Roland Berger in
Zusammenarbeit mit dem BDLI (Deutschland), GIFAS (Frankreich) und ADS
(Großbritannien), zeigt jetzt, dass sich die Lieferketten im gesamten
Sektor stabilisieren. Basierend auf einer Umfrage unter 130 Firmen,
die im zivilen und militärischen Luft- und Raumfahrtbereich tätig
sind, zeichnet der Bericht ein vorsichtig optimistisches Bild: Fast
70 Prozent der Unternehmen fühlen sich gut oder sehr gut auf den
bevorstehenden Produktionshochlauf vorbereitet. Es könnte jedoch
aufgrund der langen Vorlaufzeiten in der Lieferkette bis nächstes
Jahr dauern, bis dies zu einem spürbaren Produktionsanstieg führt.
Die Hälfte der Zulieferer hat allerdings derzeit Herausforderungen
die finanziellen Mittel bereitzustellen, um ihre Kapazitäten (
Materialien, Personal, Betriebskapital) an den geplanten
Produktionshochlauf der Hersteller (OEMs) anzupassen.

Schwere Lieferkettenstörungen sind im Vergleich zu 2024 deutlich
zurückgegangen, auch wenn zwei Drittel der Unternehmen in der Umfrage
angaben, weiterhin von Lieferkettenstörungen betroffen zu sein. Diese
Stabilisierung der Lieferkette schafft günstige Bedingungen für eine
Produktionsbeschleunigung. Sie wird aufgrund der langen Vorlaufzeiten
im Sektor ab 2026 erwartet. Insgesamt zeigt die Branche einen
positiven Trend im Vergleich zu den Vorjahren: So glauben 70 Prozent
der Unternehmen, dass sie entweder gut oder sehr gut auf einen
Produktionshochlauf vorbereitet sind. Dies ist eine deutliche
Verbesserung gegenüber 2024 (35 Prozent).

“Die Branche arbeitet sich allmählich aus dem Krisenmodus
heraus”, sagt Stephan Baur, Partner bei Roland Berger. “Der Weg ist
jedoch nicht ohne Herausforderungen: Fachkräftemangel, begrenzte
Produktionskapazitäten und eine sichere Finanzierung sind momentan
Problemfelder. Dennoch sind die Unternehmen aus unserer Sicht
widerstandsfähiger und besser vorbereitet.”

Die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, zusätzliche
finanzielle Mittel zu benötigen. Diese sind essenziell, um die
Produktionskapazitäten hochzufahren, in Forschung und Entwicklung zu
investieren oder um zusätzliches Personal einzustellen. Besonders
betroffen sind dabei Tier-2- und Tier-3+-Zulieferer. Hinzu kommt,
dass viele Banken die Menge an Kapital, das sie kleineren Zulieferern
zur Verfügung stellen, aufgrund ihrer niedrigen Eigenkapitalquoten
und Margen reduziert haben oder Kredite sogar verweigern. Der
eingeschränkte Zugang zu Kapital ist somit im Moment die größte
Herausforderung.

Die Bewältigung finanzieller Engpässe in der Zuliefererkette ist
daher erfolgsentscheidend, damit sich die Branche weiterhin schnell
erholen kann. Andernfalls können auf der anderen Seite OEMs ihren
geplanten Produktionshochlauf in den kommenden Jahren nicht
realisieren. Der Druck auf kleine Zulieferer durch geopolitische
Instabilität und Innovationsbarrieren könnte sich dabei ebenfalls
negativ auswirken.

“Die Lieferkette benötigt eine viel stabilere Hochlaufplanung und
Bedarfssignale sowie weitere finanzielle Unterstützung durch externe
Institute”, sagt Dr. Jörg Schuler, CEO Diehl Aviation und VP
Equipment and Materials beim BDLI.

Vier Maßnahmen für mehr Resilienz in der Lieferkette

Trotz der positiven Entwicklung glauben die Studienautoren, dass
weitere Maßnahmen erforderlich sind, um die Lieferketten langfristig
zu sichern:

1. Branchenweiter Wissenstransfer: Systematisches Teilen von Best
Practices entlang der Lieferkette zur Stärkung der operativen
Exzellenz, Nachhaltigkeit und Cybersicherheit. Dies kann zum Beispiel
über die “AeroExcellence International Initiative” des BDLI, GIFAS
und ADS erfolgen.

2. Stabile und transparente Bedarfsplanung: Engere Zusammenarbeit
zwischen OEMs und Zulieferern für eine optimale Abstimmung der
Produktions- und Beschaffungsplanung.

3. Etablierung einer nachhaltigen Finanzierungsstruktur für Tier-2-
und Tier-3+-Zulieferer: Verschiedene Finanzierungsoptionen sollten
von OEMs (langfristige Abnahmevereinbarungen, Co-Investitionen und
Eigenkapitalinvestitionen), Banken (spezielle private Schuldenfonds)
und staatlichen Unterstützungsprogrammen (staatliche Garantien,
Kreditgarantien, Investitionszuschüsse) bereitgestellt werden.
Unabhängig davon können Zulieferer ihre finanzielle Position durch
Partnerschaften mit OEMs oder anderen Zulieferern stärken.

4. Verbesserung des Risikomanagements: Professionellere Überwachung
und Kontrolle von Risiken durch die systematische Analyse kritischer
Bereiche für die Lieferkette, frühzeitige Identifizierung
geopolitischer und sonstiger Risiken und Entwicklung erfolgreicher
Gegenmaßnahmen.

“Um den Hochlauf, das Net Zero-Ziel und die geopolitische
Unsicherheit zu bewältigen, ist der Zugang zu Kapital
erfolgsentscheidend. Ohne Kooperationen werden kleine und
mittelständische Zulieferer auf Finanzierungshürden stoßen”, sagt
Balaji Srimoolanathan, ADS Director für Aerospace, Space und die
Aerospace Growth Partnership.

Die Studie können Sie hier herunterladen: https://ots.de/Kl6Ct5

Roland Berger ist eine weltweit führende Strategieberatung mit
einem breiten Leistungsangebot für alle relevanten Branchen und
Unternehmensfunktionen. Roland Berger wurde 1967 gegründet und hat
seinen Hauptsitz in München. Die Strategieberatung ist vor allem für
ihre Expertise in den Bereichen Transformation,
industrieübergreifende Innovation und Performance-Steigerung bekannt
und hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit in all ihren Projekten
zu verankern. Roland Berger erzielte 2024 einen Umsatz von rund 1
Milliarde Euro.